Lokalwahlen in Bosnien-Herzegowina. Bürger/innen stimmen gegen Korruption und Nationalismus Seit drei Jahrzehnten dominieren in Bosnien-Herzegowina kriminelle Ethno-Clans die politische Szene, die die zerstörerischen Ideologien der 90er Jahre nie ad acta gelegt haben. Bei den Lokalwahlen entdeckten viele Wähler/innen nun die Macht ihrer Stimme, um den Herrschenden in den urbanen Zentren eine Absage zu erteilen. In Sarajevo siegte ein alternativer Parteienblock. Die serbischen Sezessionisten um den obstruierenden Präsidentenvertreter Milorad Dodik erlitten ausgerechnet in ihrer Hochburg Banja Luka eine Niederlage. Der Urnengang wurde von massivem Wahlbetrug begleitet. Von Marion Kraske
Angriffe auf Bosnien und Herzegowina „Kroatien und Serbien bringen den Frieden in Gefahr“ Interview Interview mit Prof. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister a. D. und ehemaliger Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina Das Interview führte Marion Kraske, Leiterin des Büros der Heinrich Böll Stiftung in Sarajevo
25 Jahre Genozid von Srebrenica Nicht leugnen! Erinnern! Sie sprechen von damals, vom Sommer 1995, als sie Kinder waren, als sie eiligst ihre Spielsachen packen mussten, um sich vor den serbischen Truppen in Sicherheit zu bringen. Die Angriffe, die Ängste - die Welt schien für sie damals still zu stehen. Sie erzählen davon, wie es sich damals anfühlte, als die damalige sogenannte Schutzone der UNO eben keinen Schutz mehr bot. Wie es sich anfühlte, als die Hoffnungen, von Internationalen vor dem Hass der anrückenden Serben beschützt zu werden, sich in Nichts auflöste. Damals, als die internationale Gemeinschaft einknickte vor der Gewalt, die ganz Bosnien seit 1992 überrollte und schließlich in Srebrenica kulminierte. Irgendwann, berichtet eine der Überlebenden, habe sie begriffen, dass sie keinen Vater mehr habe. Von Marion Kraske
Verbrechen und ihre Verharmlosung. Warum die Leugnung des Genozids unsere Demokratien zerstört Die Vergabe des Nobelpreises an Peter Handke hat weit reichende Folgen: Dessen Leugnung der schwersten Gräueltaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf Europäischem Boden begangen wurden, ist dazu angetan, die Grundlage unserer Demokratien zu sprengen. Werte und Normen eines zivilisatorischen Miteinanders werden aufgeweicht. Damit scheint wieder alles möglich: Die Würde des Menschen ist neuerlich antastbar. Von Marion Kraske
Karađorđevo und die territorial-ethnische Teilung Bosnien und Herzegowinas Analyse Bis heute ist es in der kroatischen Öffentlichkeit schwer zu vermitteln, dass Kroaten und Serben sich in Kroatien bekriegten und gleichzeitig in Bosnien und Herzegowina zusammengearbeitet haben sollen. Die Legitimation des „Heimatkrieges“ würde gefährdet. So ist es kein Wunder, dass nationalistische Ideologen in Kroatien Absprachen Tuđmans mit Serbien strikt zurückweisen. Doch die damalige Stimmung in Kroatien und Serbien ist über die Presse dokumentiert. Von Erich Rathfelder
Ausschnitte aus "Die Jagd" von Vernesa Berbo Zeugnis Lesen Sie die erschütternden Zeugenberichte über Verbrechen aus den Jahren 1992-1995 in Bosnien und Herzegowina, vorgestellt im Rahmen der Konferenz "Recht und Unrecht auf dem Balkan - 25 Jahre ICTY" in Berlin. Vorgelesen von Vernesa Berbo als Auftakt der Konferenz.
An wen dürfen wir uns erinnern? An wen dürfen wir uns in Prijedor in der Republika Srpska, und letzten Endes in Bosnien-Herzegowina erinnern? Wer sind die gleichberechtigten Bürgerinnen und Bürger? Wer sind die „Anderen“, und warum sind sie „anders“? Ist ein Verbrechen ein Verbrechen, ungeachtet dessen, wer Opfer und wer Täter ist? Von Nikola Kuridža
Plan B - Bosnische Frauen: Dragana Vučetić im Porträt Dragana Vučetić ist leitende forensische Anthropologin der Internationalen Kommission für vermisste Personen (ICMP) am Podrinje Identifikationsprojekt in Tuzla. Mit ihrer Arbeit hat sie dazu beigetragen, dass über 5.000 Opfer des Bosnien-Krieges und des Genozids in Srebrenica identifiziert werden und die Hinterbliebenen der Opfer einen Abschluss finden konnten. Sie besteht darauf, dass sie Wissenschaftlerin ist und dies einfach nur ihr Job ist. (Text in Englisch) Von Zareen Van Winkle
Fragwürdige Maßstäbe des Haager Tribunals Radovan Karadžić ist ein verurteilter Kriegsverbrecher. Vojislav Šešelj nicht. So könnte man die politisch und juristisch kontroverse, in manchen Aspekten frappant widersprüchlich lautende Botschaft des Internationalen Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien (das Haager Tribunal) zusammenfassen, die mit den Urteilen in erster Instanz vom 24., beziehungsweise 31. März dieses Jahres der Öffentlichkeit übermittelt wurde. Von Dennis Gratz
Skandalöses Urteil: Reality Show für Kriegsverbrecher In einer Welt, in der die Gerechtigkeit kein Ideal mehr darstellt, haben wir alle offensichtlich guten Grund, uns Sorgen um unsere Zukunft zu machen. Dieses Urteil wird die dunklen Mächte nur noch weiter ermutigen, bei der Verfolgung ihrer Ziele vor nichts, nicht einmal vor Genozid zurückzuschrecken. Von Nihad Kreševljaković