Bad bis No governance – Bosniens düstere Realität

Anayse

Während sich die Politik kontinuierlich mit Narrativen von Hass und Hetze, von wir und ihr, befassen, während neuerlich Konflikt-, ja gar Kriegsszenarien in den öffentlichen Diskurs eingespeist werden, Sezessionen beschworen und weitere Aufteilungen betrieben werden, – kurz, die Friedensordnung von Dayton allerorten unter Beschuss ist -, wollen wir einen Blick auf die realpolitischen Gegebenheiten lenken.

 

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Es ist Wahljahr in Bosnien und Herzegowina. Fast 23 Jahre nach dem Krieg, Zeit, um Bilanz zu ziehen. Während sich die Politik kontinuierlich mit Narrativen von Hass und Hetze, von wir und ihr, befassen, während neuerlich Konflikt-, ja gar Kriegsszenarien in den öffentlichen Diskurs eingespeist werden, Sezessionen beschworen und weitere Aufteilungen betrieben werden, – kurz, die Friedensordnung von Dayton allerorten unter Beschuss ist -, wollen wir einen Blick auf die realpolitischen Gegebenheiten lenken.

Wo steht Bosniens Wirtschaft? Wie leicht oder schwer ist es, ein privates Business zu beginnen? Wie hoch ist die Arbeitslosigkeit – auch im Vergleich mit den Nachbarländern? Welche Rente erhalten Menschen und reicht diese überhaupt zum Leben? Wie sehr schützt man die Umwelt, in einem Land, das so reich ist an Naturschönheiten? Aber erkennt man das überhaupt als Ressource und wird diese genutzt? Wie hoch ist die Geburtenrate – und was machen junge Menschen, wenn sie mit ihrer Ausbildung zu Ende sind? Wie lebt es sich so? In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo – auch im internationalen Vergleich? Und nicht zuletzt: Wie steht es um den Grad der Demokratie – in einem System, das die nationalistischen Parteien nahezu vollständig gekapert haben? Ein System, in dem nicht einmal Wahlen selbstverständlich sind, wie man am Beispiel Mostar sieht.

Schaut man sich die jüngsten Daten und Rankings an, zeichnet sich ein ernüchterndes Bild:  Mehr als zwei Dekaden nach Kriegsende ist Bosnien-Herzegowina ein Gemeinwesen, an dem andere Länder mit mitunter erstaunlichen Reformansätzen vorbeiziehen. Ein Land, das in etlichen Disziplinen nicht nur europaweit auf den hintersten Plätzen landet, sondern mehr und mehr auch im weltweiten Vergleich abfällt, mit zum Teil traurigen Negativrekorden. Bezogen auf die Todesrate durch Luftverschmutzung etwa Bosnien-Herzegowina weltweit auf dem 2. Platz – nur noch getoppt von Nordkorea.

Die folgende Dokumentation belegt: Ansätze von Good Governance sind bislang kaum implementiert, die Potenziale des Landes werden nicht ansatzweise genutzt.

Statt die drängenden wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Probleme zu lösen, fokussieren sich BiH-Politiker auf die Fortsetzung nationalistischer Machtspielchen – auf Kosten der Bürger, auf Kosten eines ganzen Landes.

Marion Kraske, Leiterin hbs Büro Sarajevo